Nicht alle von uns sind anfangs in NA überzeugt, dass sie genauso Süchtige sind, wie diese Leute. Wir haben Zweifel. Jetzt wo wir ein paar Wochen clean sind, verschwimmt die Erinnerung an das Drogennehmen: War es wirklich so schlimm? Haben wir tatsächlich eine „Krankheit”? Ok, wir haben ein Problem mit Drogen, aber wir wurden immerhin nie verhaftet. Wir haben ein Dach über dem Kopf und Zähne im Mund. Wir haben nie Sex im Tausch für Drogen angeboten und unsere Studienkredite pünktlich zurückgezahlt. War unser Tiefpunkt so schlimm? Also schlimm genug, um jeden Tag kapitulieren zu müssen? Ein langjähriges Mitglied gibt uns den wenig hilfreichen Rat: „Vielleicht reicht es dir ja noch nicht.” Das klingt gefährlich, und wir haben ja irgendwie schon ein Problem, also...
Wir bleiben clean und suchen uns einen Sponsor oder eine Sponsorin. Wir besorgen uns den Schrittleitfaden und fangen mit der Hilfe der Person die uns sponsert an, die Fragen so ehrlich und gründlich wie möglich zu beantworten. Wenn wir beim Abschnitt über Kapitulation ankommen, haben wir schon ausführlich über unsere „Krankheit” geschrieben: unsere tiefe Unehrlichkeit und Leugnung, unsere Manipulation der Menschen die uns liebten und uns vertrauten, unsere Gesetzesbrüche (auch wenn wir nicht erwischt wurden), unsere Machtlosigkeit unserer Sucht gegenüber, unsere Besessenheit, unser zwanghaftes Verhalten, das unbewältigbare Chaos, das wir in unserem Leben erzeugt haben, und die Vorbehalte, an denen wir vielleicht festhalten.
Wenn wir das alles schwarz auf weiß niedergeschrieben sehen, lässt es sich nicht mehr abstreiten. Ich bin süchtig. Idealerweise ist das ist der Moment der Kapitulation, von dem aus wir nie zurückblicken. Für viele von uns ist das tatsächlich so. Es ist der Anfang unseres Kapitulationsprozesses, der die Tür zur Genesung öffnet. Manche von uns konsumieren wieder, müssen noch ein paar „Feldstudien” machen, erreichen einen weiteren Tiefpunkt, kapitulieren erneut. Manche kommen auch nie mehr zurück.
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