"Komm mal auf den Teppich."
Auch wenn wir schon eine Weile clean sind, kann Realität uns ziemlich ankotzen. Jemand erzählt uns, dass unsere Version von XYZ nicht der Realität entspricht, dass wir in Leugnung über XYZ sind, oder noch schlimmer, dass wir auf XYZ total überzogen reagieren! Das können die sich doch nach XYZ hin stecken!
In der aktiven Sucht ist es wesentlich einfacher, unsere falschen Selbstbilder und Vorstellungen von der Welt aufrechtzuhalten. Wir wollen die Wahrheit gar nicht hören, weil wir befürchten, dass die Wahrheit uns verletzen wird. Drogen können uns tatsächliche eine zeitlang davor bewahren, der Realität ins Auge zu sehen – aber das hält nicht an. Wenn wir clean werden fällt dieser Filter weg. Der Prozess der Zwölf Schitte fordert uns aktiv heraus, unsere Denkmuster der Leugnung aufzudecken, auseinanderzunehmen und abzulegen, sodass wir authentisch sein und mit Integrität handeln können.
Unsere tägliche Aufgabe ist es, die Denkweisen zu erkennen, die nicht im Einklang mit der Realität sind. Der Prozess beginnt, wenn wir anfangen zu glauben, dass unsere Sicht der Dinge nicht unbedingt die zutreffendste ist. Unsere Bereitschaft, die Geschichten, die wir uns vorgaukeln, in Frage zu stellen, klärt unseren Blick auf die Realität. Andere Süchtige können uns dabei helfen, das Minenfeld unserer Parallelwelten zu erforschen.
Unsere Fähigkeit, in Harmonie mit unserer Umwelt zu leben, wächst in dem Maß, wie wir die Welt eher aus dem Blickwinkel spiritueller Prinzipien betrachten als durch die Brille unserer Krankheit. Die Wirklichkeit wird weniger verzerrt. Die Bedeutung des Gelassenheitsgebetes bekommt eine wundervolle Klarheit.
Nach so langer Abgestumpftheit kann die Realität erstmal schmerzhaft sein. Die Wahrheit wird uns dennoch helfen, und nicht schaden.
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