Viele von uns haben viel Energie aufgebracht um die Realität zu leugnen. Wir hatten uns von unseren wahren Gefühlen abgekoppelt, vermieden es, Entscheidungen zu treffen und vollzogen Handlungen, die unserem Ego mehr dienten als der Wahrheit. Viele von uns betrachteten unsere eigene Meinung als einzig wahre und unverrückbare Tatsache und lehnten andere Sichtweisen ab. Vielleicht war auch das Gegenteil der Fall: Eine eigene Meinung? Prinzipien? Hatten wir nicht. Wir nahmen einfach deine.

In Genesung ist klar, was zu tun ist. Wir trainieren unser Urteilsvermögen, indem wir Entscheidungen treffen und unsere Motive für unsere Wahl überprüfen. Stehen wir für Prinzipien ein, wählen wir den einfachsten Weg, oder beharren wir darauf, es so zu machen, wie es eh schon immer getan wurde? Im Zusammenhang betrachtet mag jeder dieser Wege der richtige sein. Das obige Zitat beginnt mit „wir lernen” und das bedeutet, dass wir wachsen, indem wir durch Übung unsere Urteilsfähigkeit stärken. Lernen entsteht durch gelebte Erfahrung: wir verletzen andere oder werden selbst verletzt, wir nehmen unsere Fehler unter die Lupe und finden schließlich etwas heraus – meistens erst nachdem wir mehrmals diese Erfahrung gemacht haben.

Manchmal ist es unser Bauchgefühl, das uns leitet. Wir sprechen darüber mit unserem Sponsor, unserer Sponsorin und mit anderen Menschen. Wir beten, meditieren und schreiben darüber. Wir lesen in der NA-Literatur auf der Suche nach Rat. Wir tun unser Bestes um zu ergründen, wie eine Entscheidung einen positiven Einfluss auf unser Leben und das unserer Lieben nehmen kann. Manchmal sind wir uns bei einer Entscheidung zweifelsfrei und unverrückbar sicher, weil wir eine ähnliche Erfahrung früher schon einmal gemacht haben. Eine Garantie gibt es aber auch bei aller Abwägung und Urteilsfähigkeit nicht. Wir können unser Möglichstes tun, dass unser Handeln durch Prinzipien und nicht durch Meinungen oder feierliche Bekundungen geleitet wird, und es trotzdem verbocken.

Urteilsvermögen bedeutet, gesunden Menschenverstand walten zu lassen der auf früheren Erfahrungen fußt, und auch auf die Erfahrungen anderer zu hören – aber meistens sehen wir erst im Nachhinein wie gut etwas geklappt hat. Wir können also lediglich voller guter Absicht handeln und das Ergebnis dann loslassen. Nicht wir bestimmen das Ergebnis – manche Dinge müssen wir unserer Höheren Macht überlassen.